Da es immer wieder jede Menge Fragen zum Equipment gibt, hab ich hier mal einen groben „Leitfaden“ geschrieben:
Grundsätzlich suchen die meisten Leute nach der Lizenz folgende Sachen:
- Fallschirmsystem
- Hauptschirm
- Reserveschirm
- Gurtzeug
- AAD
- Höhenmesser
- Helm (evtl. mit Brille)
- Höhenwarner (empfohlen)
- Kombi (empfohlen)
Deshalb ist es ratsam, sich im Vorfeld ein paar Gedanken zu machen, von denen ich mal einige zusammengefasst habe – ohne Anspruch auf Vollständigkeit und ohne Gewähr 🙂
Falls ihr irgendwelche Fragen zu was auch immer habt, fragt nach!!
Kosten
Für euer eigenes Fallschirmsystem solltet ihr zwischen 2.000 € und 10.000 € einplanen, je nach Alter und Zustand (neu, gebraucht etc.). Natürlich könnt ihr nach der Lizenz auch weiter ein Vereinsgurtzeug springen, allerdings empfiehlt sich, zuimindest das Zusatzequipment anzuschaffen.
Hauptschirm
Ich emfpehle euch, nur Hauptschirme von den besten drei Herstellern zu kaufen, das sind PD (= Performance Designs), Icarus und Aerodyne. Eine sehr gute Wahl zum Anfangen ist bestimmt ein Sabre 2 oder 3, damit kann man gemütlich aber auch sehr sportlich fliegen. Aber auch andere Schirme von PD (Pulse, Storm, Spectre, Silhouette), der Safire von Icarus, oder der Arodyne Pilot sind sehr gute Schirme zum Beginnen. Die Frage nach der ersten Größe lässt sich nicht pauschal beantworten, grundsätzlich ist der Durchschnitt für normale Staturen ein 170er, für die Big Boys eher ein 190er und für die ganz kleinen/leichten Jungs und Mädels evtl. ein 150er, aber sehr mit Vorsicht zu genießen! Ob Preis und Größe für euch passt, könnt ihr gerne einen erfahrenen Lehrer oder den Rigger eures Vertrauens fragen.
Reserve
Natürlich würde ich euch emfpehlen, bei der Reserve nicht zu sparen 😉 Hier gibt es einige gute Modelle, wie die Paratec Speed, PD Optimum, Aerodyne Smart etc. Leider findet man einzelne Reserven selten gebraucht, entweder sie werden mit dem Gurtzeug verkauft oder man muss sie neu kaufen. Zu Größe und Preis gilt grundsätzlich das selbe, wie für die Hauptkappe. Idealerweise ist die Reserve gleich groß, wie die Hauptkappe, da sie aber viel träger fliegt, wäre evtl. auch eine Nummer kleiner akzeptabel. Auch hier solltet ihr euren Rigger fragen.
AAD
Hier ist das Cypres von Airtec unbestritten das meistverkaufe AAD in Deutschland. Es gibt 6 Versionen, von denen ihr ein Expert oder C-Mode sucht zu beginn, wenn ihr die Wahl habt letzteres. Es gibt zwar noch andere Hersteller auf dem Markt, auf die ich aber nicht näher eingehen will. Bei Bedarf könnt ihr gerne Fragen. Vom Cypres gibt es eine Wertetabelle über die Lebenszeit, was relativ wenig Spielraum zum Handeln lässt und so die Preise relativ fix sind. Auch hier einfach nachfragen.
Gurtzeug
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass ein Gurtzeug einfach passen muss, sowohl an euren Körper, als auch für die gewünschten Schirmgrößen. Es gibt natürlich Unterschiede in Preis, Ausstattung und Qualität, auch sind ganz seltene exotische Gurtzeuge gar nicht für den deutschen Markt zugelassen. Die Top 2 sind meiner Meinung nach das Sunpath Javelin und das UPT Vector 3, aber auch Mirage, Paratec Next, Avalon und jede Menge anderer lassen problemlos kaufen, grade zu Beginn ist die Marke eher irrelevant. Vor allem kann ich euch empfehlen, das erste Gurtzeug nicht neu zu kaufen, weil erstens sind das oft über 4000€ und zweitens könnte aus Disziplingründen bald ein Wechselwunsch aufkommen. Wie gesagt, hauptsache es passt euch einigermaßen. Um das rauszufinden, müsst ihr es ziemlich sicher anprobieren und von jemandem begutachten lassen, der das auch wirklich einschätzen kann (es ist nicht jeder, der das behauptet ;-)) Gute Empfehlungen sind wie immer die Rigger oder teilweise erfahrene Lehrer und Springer. Meistens passen 2-3 Schirmgrößen in ein Gurtzeug, so dass ihr nach oben und unten etwas Luft habt für Veränderungen. Falls ihr hierzu Fragen habt, siehe oben 😉
WICHTIG
Denkt unbedingt daran, dass der Pilot eines Sportsystems nach der Öffnung kollabiert und vor dem Packen dekollabiert werden muss, sonst habt ihr gleich mal eine Reserve!! Wer nicht weiß, was das ist, frägt an seinem nächsten Sprungtag auf dem Platz nach.
Allgemein
Am besten ist natürlich immer, man findet Equipment am Platz. Dann kann man es direkt an-/ausprobieren, kann sich auf einen Preis einigen, der für beide passt und muss es nicht hin und her schicken. Fragt dafür einfach mal die Rigger am Platz oder in der Skyhigh Facebook Gruppe, ob jemand was hat, was ihr sucht. Natürlich kann es sein, dass man das, was man sucht nicht am Platz findet und man anderweitig suchen muss. Hierfür empfehlen sich verschiedene Facebook-Gruppen, die größte mit etwas europäischem Material ist Skydive for Sale. Leider ist Material von außerhalb der EU fast immer uninteressant, da noch 19% Einfuhrumsatzsteuer und 2.7% Zoll dazukommen. Und vorsicht, es finden sich naütrlich überall schwarze Schafe. Falls ihr euch nicht sicher seid, ob das ein faires Angebot ist, schreibt einfach mich oder die Platzrigger an. Ein gängiges Verfahren hierbei ist, dass der Verkäufer das Equipment auf seine Kosten zu eurem Rigger schickt, dort wird es dann anprobiert und/oder gecheckt und wenn alles passt, dann müsst ihr den Verkäufer bezahlen und bekommt erst dann das Equipment vom Rigger ausgehändigt. Falls ihr euch aus welchen Gründen auch immer dagegen entscheidet, müsst ihr es auf eure Kosten wieder zurückschicken (lassen). Ein guter Zeitpunkt, Equipment zu kaufen, ist gegen Ende der Saison. Dadurch, dass viele ihr Zeug verkaufen ist es da eher günsiger und es gibt mehr Auswahl. Ich würde es aber möglichst nicht über die Jahreswende ziehen, da die Preise im neuen Jahr so gut wie immer Steigen. Falls ihr schon länger auf der Suche seid, aber nichts findet, dann schreibt doch einfach mal rein was ihr sucht (z.B. suche Gurtzeug für 175cm, 85kg, für einen 170er Hauptschirm – oder suche Komplettsystem/Beginnersystem…).
Höhenmesser
Die erste Frage is hier digital oder analog. Die meisten entscheiden sich für ein genaueren digitalen, viele ältere Springer springen aber immernoch analog. Standardwerke sind der aus der Ausbildung bekannt Barigo (analog) und der Viso oder Aares (Nachfolger) von L&B (digital). Zu Preis etc. s.o.
Helm
Erste Frage: Offen oder geschlossen? Antwort: Typsache. Viele mögen offen, weil sie den Wind im gesicht spüren wollen, andere entscheiden sich für Gesichtschutz und Ruhe durch Vollvisier. Grundsätzlich lässt sich hier sagen, es gibt nur zwei Modelle auf dem Markt, die einer CE Norm genügen, beides sind Vollvisierhelme. Das sind der Skyhelmet Fujin (Made in Germany, lange Wartezeit bei Neukauf) und der Cookie G4. Alle anderen sind quasi nur extrem teure Nusschalten, die euch vllt vor rumfliegenden Körperteilen im Freifall schützen, aber nicht bei einem Sturz. Deshalb hab ich mich für meinen Skihelm (Hartschale, keine weichen Ohren!) entschieden, denn der hat eine CE als Open Face, was mich aber trotzdem nicht vor Nasenbrüchen durch Füße im Gesicht schützt ;-). Falls ihr euch nicht aus dem Bauch raus entscheiden könnt/wollt, fragt einfach mal am Platz nach, ob ihr von anderen Springern mal was anprobieren oder probespringen dürft. Probiert vor allem verschiedene Größen eines Modells. Die Hersteller haben zwar modellspezifische Tabellen für Kopfumfänge, aber übertragen kann man das eben nicht, mir passt z.B. ein S eines Herstellers und ein L eines anderen.
Brille
Damit ist nicht die coole Sonnenbrille unter dem Visier gemeint, sondern die Brille bei einem offenen Helm. Hier kann ich z.B. die günstige Flex Z Mini empfehlen. Der Nachteil ist der sich mit der Zeit lösende Rand, was ihr durch ein paar Stiche/Nähte (vom Rigger) verhindern könnt. Fragt am Platz rum, probiert verschiedene Sachen aus und schaut, was ihr am bequemsten findet.
Höhenwarner
Auch hier sind die Standardwerke von L&B (Optima, Quattro, Solo, etc.) es gibt aber auch einige adere. Grundsätzlich unterscheiden sie sich in wenigen Punkten. Wer eine günstige Alternative sucht, kann sich von AON2 den Brilliant Pebbles kaufen. Der Nachteil hier ist, dass er mit dem Handy verbunden werden muss, um umgestellt zu werden, anstatt mit Knöpfen und Display (früher per Kabel, mittlerweile per Bluetooth).
Suit
Suits gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Kurze Summersuits, normale Suits, einzelne Hosen, Jacken, Thermo, RW, Freefly, langsam, schnell, mit und ohne Griffe etc. etc, fast alle davon Maßgeschneidert von überall aus der Welt. Manche Springer springen ohne Suit, da sie sich das Geld sparen wollen. Hierzu soll gesagt sein, dass die Suits fast immer Verstärktes Material in den Bereichen Knien, Ellenbogen und dem Allerwertesten haben und euch so etwas vor Verletzungen schützen. Wem das egal ist, der soll ohne springen. Wenn sich aber das zu lockere T-Shirt über die Griffe legt und dann Panik bei der Notprozedur aufkommt, dann sagt nicht, dass euch keiner gewarnt hat 😉 Die Art des Suits ist geschmacks- und disziplinabhängig. Meine Empfehlung wäre auch hier estmal etwas günstiges bzw. gebrauchtes zu nehmen, bis ihr wisst, ob ihr eine RW-Kombi sucht, lieber Freefly machen wollt, eher kurzärmlige Sachen bevorzugt, eure Fallrate einschätzen könnt etc. Falls ihr was Neues sucht, ist Rainbow Suits der Mercedes aus Deutschland, bei dem man sich vom Rigger vermessen lassen kann und falls was nicht passt, es umsosnt zurückgeschickt wird und geändert wird. Auf Intrudair gibt es bei uns Rabatt, muss man sich aber selbst und auf eigene Verantwortung vermessen (lassen), wenns gar nicht passt ist der Hersteller aber auch oft kulant.
Und denkt immer dran, es gibt keine dummen Fragen 😉 Lieber einmal zu viel gefragt, als einmal zu wenig…
Blue Sky und Happy Landings
Marc